In seiner Begrüßung brachte es FLL-Ehrenpräsidenten Dr. Karl-Heinz Kerstjens bereits auf den Punkt, was durch das Leitthema des diesjährigen Forschungsforums beleuchtet werden sollte: wie kann sich die Grüne Branche noch besser vernetzen und zusammenarbeiten, um noch bessere Ergebnisse zu erzielen?
Den Bogen zum Einstieg spannte eine vom Berliner Landschaftsarchitekten Dr. Carlo Becker mode-rierte Podiumsdiskussion, in der er gemeinsam mit Prof. Dr. Wolfgang Dickhaut von der HafenCity University Hamburg, NABU-Präsidenten Jörg-Andreas Krüger, Rebecca Landwehr von Bundesverband Gebäudegrün e. V. (BuGG) und Doris Törkel, Präsidiumsmitglied der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz (GALK), bereits zu Beginn die Bandbreiter der Fragestellung darstellte. Es folgten an zwei Tagen insgesamt 19 Fachvorträge aus Wissenschaft und Praxis, die sich in vier Themenblöcke gliederten.
In Themenblock 1 wurden Partnerschaften für das Grün der Zukunft in den Fokus genommen. Matthias Herbert vom Bundesamt für Naturschutz thematisierte in seinem Vortrag, wie die Vielzahl vorkommender Anforderungen an Infrastrukturen in städtischen und ländlichen Räumen konzeptionell kombiniert werden können. Dabei ging Herbert darauf ein, wie Flächenansprüche der verschiedenen Disziplinen immer größer werden, beispielsweise mit Blick auf Wohnungsbau und Energieversorgung. Er appellierte, dass grüner Infrastruktur bei der Vielzahl an zu berücksichtigen Ansprüchen eine gleichwertige Bedeutung beigemessen werden müsse und systemische und vorausschauende Planungen ein Schlüssel zum Lösen dieser Problematik seien. Es folgten vier weitere Vorträge in diesem Themenblock, in denen funktionsbezogene Orientierungswerte und Kenngrößen für das öffentliche Grün (Dr. Michael Kollmaier, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf), urbane Miniwälder als klima-angepasste Stadtbegrünung (Thomas Roth, HBLFA Gartenbau Schönbrunn Österreichische Bundesgärten/Institut für Waldbiodiversität und Naturschutz, Wien), das Düsseldorfer Stadtbaumkonzept (Doris Törkel, Gartenamt Düsseldorf) und blühende und lebendige Betriebsgelände (Ingrid Theurich, Landesverband Gartenbau Thüringen e. V.) beleuchtet wurden.
Der zweite Themenblock blau-grüne Kooperationen startete mit einem Keynote-Beitrag von Prof. Dr. Ferdinand Ludwig von der Technischen Universität München (TUM), der in seinem Vortrag Einblicke in die Geschichte, Gegenwart und Zukunft wachsender Architektur mit Bäumen gab. Mit eindrucksvollen Bildern zeigte er internationale Beispiele, um dann auf Erkenntnisse einzugehen, die er im Rahmen seiner Forschung und Lehre an der TUM gewinnen konnte. Ausgehend von der so selbst bezeichneten provokanten Fragestellung, ob die „grüne“ Planung und Ausführung nicht auch so bauen könne wie der Hochbau, zeigte er Beispiele von Baumfassaden und Baumpflanzungen in unmittelbarer Nähe zur Fassade. Dabei betonte er, dass Hausentwurf und Baumauswahl gleichzeitig erfolgen sollten, um gewünschte Ziele zu erreichen. Evelyn Trachsel von der Zürcher Hochschule für Angewandte
Wissenschaften (ZHAW) folgte mit einem Vortrag zu Green Wall und der Grauwasserverwendung in modularen Vertikalsystemen. Weitere Vortragende des zweiten Themenblocks waren Kilian Lingen (City Arc; Institut für Stadtnatur AG), der urbane Begrünungen als Anpassungsmaßnahmen an klimatische Veränderungen thematisierte und dabei auf die Kühlungseffekte durch wandgebundene Fassadenbegrünung einging. Thomas Maier von der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg zeigte in seinem Vortrag auf, wie eine angepasste Stadtbaumbewässerung aussehen kann. Er stellte dabei vor, wie er in enger Zusammenarbeit mit dem Grünflächenamt Erlangen bewässerungspflichtige Bäume ermittelte, Baumstandorte mit Sensorik ausstattete, Daten von Wetterstationen berücksichtigte, um auf dieser Basis die Bewässerung zu optimieren. Dabei betonte er, dass der Informationsbedarf der städtischen Mitarbeitenden insbesondere in den Fokus genommen wurde und als ein Ergebnis auch eine App entwickelt wurde, in der z. B. Wetterdaten und Gießprotokolle zusammengeführt werden. Dr. Michael Richter von der HafenCity University Hamburg schloss den zweiten Themenblock mit der Vorstellung des BlueGreenStreets Forschungsnetzwerks, in welchem Straßenbäume und Regenwassernutzung im Fokus stehen.
Der dritte Themenblock beinhaltete Vorträge zu innovativem Grün für neue Nutzergruppen. Den Einstieg gestaltete Rüdiger Dittmar, Präsident der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz (GALK), der am Beispiel der Stadt Leipzig aufzeigte, welche verschieden Nutzergruppen Ansprüche an Grünflächen stellen. Dabei betonte er, dass die Stadt für alle da sei und sich Menschen ihre Räume erobern. Vor diesem Hintergrund sei es auch kommunale Aufgabe, Konflikte zu managen. Mit integrierten Stadtentwicklungskonzepten bestehe die Möglichkeit, den verschiedenen Bedarfen und Anforderungen strategisch sowie kommunikativ zu begegnen, auch im Sinne einer Fokussierung auf Umweltgerechtigkeit. Daran anschließend folgte ein Vortrag von Matthias Kalla (TU Berlin; DB InfraGO AG), der in seinem Vortrag auf die Potenziale von Bahnsteigen als Räume für Begrünungen einging. Kerstin Sirch und Vanessa Weidemann stellten worst- und best-practice Beispiele von im Stadtgebiet Erfurt durch Fahrräder stark frequentierte Raume vor und sprachen sich für Radmobilitätskonzepte aus, welche die Disziplinen Landschaftsarchitektur und Verkehrs- sowie Stadtplanung gleichermaßen vereint. Dabei empfahlen sie, bestehende Transitpfade in einer Konzeption als solche zu erhalten und weniger frequentierte Bereiche mit grün-blauen Funktionen zu belegen. Den dritten Themenblock abschließend zeigte Dr. Mona Quambusch vom Julius-Kühn-Institut anhand von Beispielen, wie multifunktionale Landwirtschaft in Stadtkonzepte integriert werden könne.
Im vierten und letzten Themenblock wurde urbanes Grün mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit und Netzwerke thematisiert. NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger steuerte einen Vortrag bei, in dem er auf Stadtentwicklung einging, die dem Credo folge „So grün möglich, so dicht wie nötig“. Dabei lag ihm ein Aspekt besonders am Herzen: der Mensch müsse in den Mittelpunkt gestellt werden. Damit meinte er nicht nur eine bedarfs- und umweltgerechte Planung, sondern auch Menschen für Strategien und Projekte zu begeistern, um gesellschaftliches Engagement und Rückhalt als Katalysatoren für Projekte und Strategien zu befördern. Nina Schaar vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raum-forschung (BBSR) stellte das BNB-Basistool als interdisziplinäres Planungs- und Kommunikationstool vor. Manfred Hansel, Vizepräsident des Bundesverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL), forderte in seinem Beitrag eine nachhaltige Anpassung an die sich ändernden klimatischen Bedingungen und ein systematisches Denken vom „Endprodukt“ bzw. Ziel ausgehend, um so alle relevanten Parameter im gesamten Planungs- und Bauprozess zu berücksichtigen. Er bestärkte darin, Politik, Wissenschaft und Praxis weiter enger zusammenzuführen, um gemeinsam an einem Strang für Umweltbelange und Wirtschaft zu ziehen. Doris Tausendpfund von der Zürcher Hochschule stellte ihre Erfahrungen im Umgang mit Wildstauden-Mischpflanzungen zur Förderung der Biodiversität und des Humuserhalts im urbanen Raum vor, ehe Prof. Dr. Heiko Mibus-Schoppe mit seinem Vortrag zu zukunftsfähigen Stauden- und Gehölzsortimenten für die Stadt den letzten Vortrag beisteuerte und auf die Diskrepanz zwischen Produktion und Verwendung einging.
Neben der Podiumsdiskussion und den Vorträgen bot das Forschungsforum Landschaft auch wie gewohnt die Möglichkeit für Hochschulstandorte und Institute, an einer Posterausstellung samt Wettbewerb teilzunehmen. Insgesamt 19 Posterbeiträge wurden eingereicht. Die Posterjury prämierte drei Posterbeiträge – den ersten Platz belegte Thomas Maier von der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg mit seinem Posterbeitrag über KI-gesteuerte Bewässerung von Stadtbäumen. Neben der Posterjury konnten auch die Teilnehmenden tätig werden und ihren Poster-Favoriten wählen. So gewannen in dieser Kategorie Kerstin Sirch und Vanessa Weidemann von der Fachhochschule Erfurt mit ihrem Beitrag zum Thema „Urbane Grünqualität per Fahrrad – Radmobilitätskonzepte als Schnittstelle zwischen Landschaftsarchitektur, Verkehrs- und Stadtplanung“.
Mit insgesamt 130 Teilnehmenden war das neunte Forschungsforum Landschaft wieder ein voller Erfolg. Der Dank gilt dabei all den am Programm beteiligten Personen – den Vortragenden, denjenigen, die ein Posterbeitrag beigesteuert haben, den Teilnehmenden an der Podiumsdiskussion, dem Moderatorenteam und natürlich den Teilnehmenden.
Unser Dank gilt aber auch insbesondere denjenigen, die die Veranstaltung mittragen und unterstützten. Wir danken dem Bundesamt für Naturschutz, das erneut die Schirmherrschaft übernommen hat sowie der Deutschen Rasengesellschaft (DRG) und dem Fördererkreis Landschafts- & Sportplatzbauliche Forschung e. V. (FLSF), welche als Sponsoren, die Fachtagung großzügig unterstützt haben. Auch möchten wir danke sagen, dass die Aussteller Eurolam GmbH, IML – Instrumenta Mechanik Labor System GmbH, Runge GmbH und Fraseba GmbH dabei waren.
Das nächste Forschungsforum Landschaft findet 2027 statt. Wir freuen uns schon jetzt darauf.