Bonn, 09.04.2025 – Bäume prägen unseren Lebensraum auf verschiedenste Art und Weise und sind als Gestaltungselement sowie aufgrund ihrer zahlreichen ökologischen Funktionen als Beitrag zum Natur-, Arten- und Klimaschutz in unseren Städten unverzichtbar. Ein flächendeckender vitaler Baumbestand ist eine entscheidende Komponente bei der Anpassung der Kommunen an die Folgen des Klimawandels. Die Entwicklung und der Erhalt dauerhafter Baumbestände wird jedoch sowohl durch zunehmende Hitze- und Trockenperioden als auch durch die urbanen Rahmenbedingungen, wie verdichtete und versiegelte Böden, eingeschränkte Wurzelräume mit gestörtem Bodenlufthaushalt, beeinträchtigt. Dies erschwert die Etablierung eines leistungsfähigen Baumbestands zusätzlich.
Gleichzeitig stellen Starkregenereignisse die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung vor große Herausforderungen, da immer öfter die Kapazitätsgrenzen der Kanalisationssysteme überschritten werden. Die Wasserwirtschaft sucht also nach Lösungen, um rasch potenzielle Speicher- und Versickerungsräume zu erschließen.
Insbesondere in Zeiten von zunehmender Dürre ist es wichtig, Bäume zielgerichteter als bisher mit Niederschlagswasser zu versorgen, um ihre Vitalität zu erhalten und ihre positive Wirkung auf das städtische Klima zu unterstützen. Die Nutzung von Niederschlagswasser zur Bewässerung ist eine nachhaltige Praxis, die dazu beiträgt Trinkwasser zu sparen. Das anfallende Niederschlagswasser bei Starkregenereignissen versickert auch an Baumstandorten, sodass Bäume und ihre Standorte ein Bestandteil der wasserbewussten Siedlungsentwicklung sind. Wird dies forciert, können sich hierbei jedoch auch Gefahren für die Vitalität der Bäume ergeben, wenn dem Baumstandort belastetes Niederschlagswasser zugeführt wird und sich das Wasser zu lange im Wurzelraum anstaut.
Bisher gibt es zwar Regelwerke, die sich zum einen speziell mit dem Baumstandort (u. a. Anforderungen an Bauweisen und Substrate in den FLL-Empfehlungen für Baumpflanzungen, DIN 18916) und zum anderen mit der Versickerung von Niederschlagswasser und dem Umgang mit Regenwasser (u. a. DWA-A 138-1, DWA-M 153) befassen, aber die gesamtheitliche Betrachtung/Einbindung von Baumstandorten im Zusammenhang mit der Stadt- und Verkehrsplanung verknüpft mit der Regenwasserbewirtschaftung ist bisher nicht normativ geregelt.
Daher haben sich die drei regelwerksgebenden Verbände Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA), Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e. V. (FGSV) und Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL) auf die Erarbeitung eines gemeinsamen Regelwerkes zu dem Thema verständigt.
Ziel ist es die Thematik fachübergreifend zu bearbeiten, gemeinsame Standards zu definieren und offene Fragen klar zu benennen. Der Fokus liegt dabei auf Planung, Bau und Betrieb von Anlagen zur Bewässerung von Baumstandorten mit Niederschlagswasser. Bei der Bearbeitung sollen neben den bereits bestehenden Standards für Baumstandorte und Regenwasserbewirtschaftung sowohl Praxiserfahrungen als auch aktuelle Forschungsergebnisse in die Erarbeitung einfließen. Diese integrative Herangehensweise soll sicherstellen, dass das zukünftige Regelwerk einen praxisnahen und wissenschaftlich fundierten Leitfaden für die nachhaltige Entwicklung von Baumstandorten sowie die Bewässerung von Bäumen mit Niederschlagswasser darstellt.
Unter der Federführung der FLL wurde im Februar 2025 der neue interdisziplinär besetzte Regelwerksausschuss (RWA) Baumstandorte und Regenwasserbewirtschaftung konstituiert und hat seine Arbeit aufgenommen. Geleitet wird der neue RWA von Dr. Markus Streckenbach und Prof. Dr. Wolfgang Dickhaut.
Um sicherzustellen, dass das Regelwerk praxisrelevant und vielseitig anwendbar ist, werden alle entscheidenden Fachkreise in den Entwicklungsprozess einbezogen. Dazu gehören u. a. Netzbetreiber, Garten- und Grünflächenämter, Stadt- und Verkehrsplanung, Wasserwirtschaft, Bauingenieurwesen, Landschaftsarchitektur, Ausführungsbetriebe des Garten- und Landschaftsbaus und der Baumpflege, Sachverständige sowie Tief- und Straßenbauunternehmen. Um möglichst viele Experten in die Gremienarbeit einzubeziehen, wird der RWA von einem Arbeitskreis (AK) begleitet, welcher die Arbeit des RWA durch weiteres Fachwissen und Praxiserfahrungen unterstützt.
Die Intention besteht darin, dass das neue Regelwerk bei allen drei Verbänden wortgleich veröffentlicht wird.